Kommentare deaktiviert für Welche Bedeutung hatten „Ulmer Schnecken“ für Wien?
Im 18. Jahrhundert wurden rund 500 Tonnen Schnecken von Schwaben, insbesondere Ulm, nach Wien verfrachtet. Dies geschah über Wasserwege – die Schnecken wurden in Fässer gelagert und auf besonderen Frachtkähnen, den Ulmer Schachteln, bis nach Wien gebracht um dort auf den Märkten verkauft zu werden. Ein Fass mit rund 10.000 Schnecken wurde damals um 25 bis 40 Gulden verkauft. Zurück ging es für die Schwaben dann zu Fuß, unter Mitnahme der bei der Reise entstandenen Schneckenkinder.
Kommentare deaktiviert fĂĽr Welche Rolle spielte Ă–sterreich im Handel mit Schnecken?
Die österreichische Gastronomie brachte in den 1950er Jahren unter dem Titel „Devisenbringende Weinbergschnecke“ folgende Meldung: „Rund vierzig Jahre ist es her, da begann Hotelier M. Winkler in Neumarkt aus verschiedenen Teilen Oesterreichs Weinbergschnecken zu beziehen, einige Wochen mit GemĂĽseabfällen zu mästen, um sie dann … nach Frankreich zu verschicken.“
Von den bescheidenen Export-Anfängen in den 1930er Jahren mit rund 20 Tonnen pro Saison steigerte sich dieser bis Kriegsausbruch auf 350 Tonnen. Exportzahlen in diesem Ausmaß konnten von unternehmenden Schneckenfarmer erst wieder im Jahr 1948 wieder erreicht werden.
Obwohl nicht alle Schnecken exportiert wurden, sondern auch überall in Österreich auf die Tische in Haushältern sowie namhafter Restaurants kamen, war die alte Tradition der Wiener Schneckenrezepte bald vergessen.
Kommentare deaktiviert fĂĽr Welche Speisen wurden damals in Wien verzehrt?
Das Kochbuch „Wiener Küche. Sammlung von Kochrezepten der staatlichen Bildungsanstalt für Koch- und Haushaltsschullehrerinnen und der Kochschule der Gastwirte in Wien“ von Olga und Adolf Hess bietet im Kapitel Fische und Schalentiere ein eigenes Kapitel in dem die damaligen Lieblingsspeisen der Wiener gezeigt werden. Hier wird der Wiener Schnecke gebührend Platz und Ehre erwiesen.
  „Schnecken sind zwar der Erdengüter höchstes nicht, doch aber zur Erregung angenehmer Empfindungen geeignet. Als Füllsel für einen saftigen Kapauner gebraten, vermögen sie sogar weniger empfängliche Gemüther mit stiller Sehnsucht erfüllen …“
In der Wiener Küche fanden sich neben Schneckenknödel, Schneckenpasteten und gespickten Schnecken sogar Schneckenwürste. Der Wiener verspeiste sie jedoch am liebsten mit Kren oder Weinkraut. Katharina Schreder führt in ihrem Kochbuch aus dem Jahre 1851 ein Rezept für Eierspeise mit Schnecken an. Auch Schneckeneier waren eine beliebte kleine Wirtshausspeise: Hartgekochte Eier wurden in der Mitte geteilt, der Dotter herausgenommen, die Ausnehmung mit einer gekochten Schnecke gefüllt und mit dem pikant abgerührten Dotter bedeckt.
Kommentare deaktiviert fĂĽr Wieso war gerade Wien eine Schneckenmetropole?
Kaum jemand weiß es heute mehr, aber wohlgemästete Weinbergschnecken waren eine sehr beliebte Delikatesse im alten Wien. Sie wurden in allen Gesellschaftsschichten gegessen. Die „bessere Gesellschaft“ entdeckte ihre angeblich anregende Wirkung und sie kam – abseits von ihrer Beliebtheit als Arme-Leute-Essen und Fastenspeise – im 18. Jahrhundert wieder in Mode. Es gab sogar einen eigenen Schneckenmarkt hinter der St. Peters Kirche im ersten Wiener Gemeindebezirk. Standlerinnen – sogenannte „Schneckenweiber“ – boten hier ihre Schnecken als „Wiener Auster“ in zahlreichen Variationen an (z. B. als Schneckensuppe, Kalter Eiersalat mit Schnecken und Sardellen, Schnecken auf Weinkraut oder auch gezuckerte Schnecken). Direkt neben dem Schneckenmarkt befand sich das  Gasthaus „Zur Schnecke“ welches lange an die wohlschmeckende Delikatesse erinnerte.
Das Gasthaus „Zur Schnecke“ befand sich im heutigen Haus Graben 16, dessen zwei kleine Häuser vorgelagert waren, deren hinteres, dem Petersplatz zugewandte das „Schneckenhaus“ war. 1785 kaufte Wirt Anton Zahlbruckner das Haus , der dort ebenerdig und im ersten Stock ein Bierhaus führte. Es war ein sehr beliebter Treffpunkt der Raucher: in der Wirtsstube wurden kurze Bauernpfeifen, im Extrazimmer vornehmere holländische Tonpfeifen geraucht (Rauchen war damals auf der Straße noch verboten, und auch in den eigenen Wohnungen war es nicht gern gesehen). Zu den Gästen gehörte auch Franz Schubert.
Kommentare deaktiviert für Warum zählt die Schnecke als Fastenspeise?
Da Fleisch eine sehr lustfördernde Wirkung nachgesagt wurde, war es Mönchen an 150 Tagen nicht erlaubt Fleisch, Eier und tierische Fette zu sich zu nehmen. In den Alpenregionen wurden jedoch bis ins frĂĽhe Mittelalter keine Fische gegessen – so mussten die Mönche die Fastenregeln umgehen um ihre Klöster zu ernähren. FĂĽr die Kirche zählten Schnecken nicht als Fleisch und sie wurden daher in der Fastenzeit mit Genuss und in groĂźen Mengen verspeist. Die Mönche ĂĽbernahmen die uralte Tradition der Schneckenzucht in ihren Klostergärten, die bis heute in dieser Form in Italien zu finden ist.
Im Jahr 1862 schrieb Carl Julius Weber in seinen Reisebriefen ĂĽber seine Fastenerlebnisse in Wien: “Ich habe in Wien zur Fastenzeit mein Fleisch gekreuzigt mit ungarischen Edelkröten, mit Hausen, Schlampeten, Makkaroni und mit den allseits beliebten Schnecken ….“.
Kommentare deaktiviert fĂĽr Seit wann gelten Schnecken auch als Delikatesse?
Das Essen von Weinbergschnecken erlebte in Rom im 1. Jhdt. v. Chr. einen ersten Aufschwung. Verschiedene Quellen deuten darauf hin, dass das Schneckenfleisch im Alten Rom wegen seiner angeblich anregenden Wirkung sehr beliebt war. Plinius der Ältere (1. Jhdt. v. Chr.) schreibt in seiner Naturgeschichte über Weinbergschnecken und ihrer Zubereitung und Marcus Gaius Apicius hinterließ Schriften mit zahlreichen Rezepten und verschiedenen Zuchtvorschlägen. Nach Plinius soll sich Fulvius Lippinus kurz vorm pompejianischen Krieg mit der Schneckenzucht beschäftigt haben. Er erfand einen eigenen Futterteig aus Most, Weizenmehl und anderen Zutaten und züchtete bereits verschiedene Arten in getrennten Ställen. Mit der Zucht von Schnecken begannen die Römer ca. 750 v. Chr.. Sie ließen dafür die Schnecken in Ligurien (Norditalien) sammeln und in eigens dafür ausgetüftelten Schneckengärten mästen. Sie verwendeten bereits Hunger- und Mastbehälter (sogenannte Cochelarien), besondere Verkaufsläden und ein eigenes Essbesteck. Mit der Ausdehnung des Römischen Reichs verbreiteten sich die Schnecken als Nahrungsmittel in ganz Europa. Davon zeugen Schneckenreste, die bei Ausgrabungen in römischen Kolonien gefunden wurden. So auch im nahe Wien gelegenen Carnuntum. Die Züchtung der Schnecken im Alpenraum – der geographische Bogen zieht sich vom französischen Elsass bis hin zum Alpenvorland – setzte sich aber erst im Mittelalter, mit der Christianisierung und mit den damit zusammenhängenden Fastenregeln durch.
Kommentare deaktiviert fĂĽr Seit wann werden Schnecken gegessen?
Die Geschichte des Schneckenessens reicht bis in die Anfänge der Menschheit zurück, es nimmt einen besonderen Platz in der Nahrungsgeschichte ein. An dänischen Ostseeküsten fand man Küchenabfälle (dänisch Kjökkenmöddinger), in denen Speisereste eines Volkes aus der Steinzeit erkannt wurden. Man fand hauptsächlich Schalen von Muscheln, aber auch Reste von Schnecken, Fischen, Krebsen und Krabben, vereinzelt auch Knochen von Säugetieren und Vögeln. Es wird angenommen, dass diese Überreste Reste von prähistorischen Mahlzeiten von Menschen stammen. Solche Funde kennt man auch von Schottland, Südamerika und  anderen Teilen der Erde. Wissenschaftler bringen sie sogar mit einer der größten Fragen der Entwicklungsgeschichte in Verbindung: Wieso und wie begannen Menschen Tiere für Nahrungszwecke zu züchten und zu hüten? Manche behaupten sogar, dass Landschnecken die ersten domestizierten Tiere überhaupt gewesen wären.